Die Zwangsjacke

von Karl Ulrich

(milwaukeekorsett@yahoo.de)

© 2004

 

Teil 1

‚Hallo, da bin ich!'

Endlich hast du den Karton geöffnet und mich ans Tageslicht befördert. Ich liege vor dir in meinem Karton und sehe eigentlich ganz unscheinbar aus:

Wie ein zusammengelegtes Hemd aus feinem aber festem Leder; der einzig sichtbare Unterschied ist eine Schnalle obenauf. Diese Schnalle ist auch noch nicht besonders auffällig, doch bei genauerem Hinsehen ist es das Loch im etwas verlängerten Dorn.

‚Du fragst dich bestimmt warum der Dorn in der obenliegenden Schnalle so lang ist und am Ende ein Loch hat. Ich kann es dir erklären:

Wenn der Riemen durch die Schnalle gezogen und dann der Dorn durch eines der Löcher im Riemen gesteckt wird ist der Riemen fixiert. Doch wenn dann noch ein kleines Vorhängeschloss durch den Dorn gesteckt und zugedrückt wird ist der Riemen nicht nur fixiert (denn dann kann ihn jeder öffnen) sondern ABGESCHLOSSEN (und dann kann nur der Schlüsselbesitzer den Riemen lösen).'

Deine Freundin Beatrice (kurz Bea genannt) steht neben dir und sagt zu dir:

"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!"

Du umarmst und küsst sie und sagst: "Vielen... vielen Dank!"

Es wird ein laaanger Kuss und als du sie endlich loslässt sagt sie zu dir: "Nun packe dein Geschenk endlich aus!"

Du greifst in meinen Karton und nimmst mich heraus. Dann legst du mich neben den Karton auf den Tisch und fährst mit deinen Fingern zärtlich über meine Oberfläche.

Du spürst in deinen Fingern ein zartes Kribbeln; du spürst, dass ich aus festem Leder bin, das Kribbeln in deinen Fingern sagt dir dass ich dich unnachgiebig und unerbittlich in meinem Griff haben werde.

Du nimmst mich an den Schultern und hebst mich hoch. Dabei rutsche ich auseinander und du siehst mich zum ersten Mal in meiner ganzen Pracht:

Meine Vorderfront mit dem Sicherungsriemen über dem Bauch, dem festen Rand der Halseinfassung, die langen geschlossenen Ärmel - einer mit einem Riemen und der andere mit der dazugehörigen Schnalle - und den beiden Schrittriemen, die rechts und links an deinem Geschlechtsteil vorbeigehen werden.

Du drehst mich um und siehst dabei die aufgesetzten Riemen auf den Seiten. Und nun siehst du meine Rückseite: Rechts und links zwei Reihen mit je 15 Ösen aus Metall, die 5 Riemen auf der einen und die 5 Schnallen auf der anderen Seite und die beiden Schnallen für die Schrittriemen.

Du legst mich auf den Tisch und nimmst Bea in den Arm. Du gibst ihr einen Kuss und stotterst: "Du, du ...", doch Bea sagt zu dir: "Du hast den Wunsch nach einer Zwangsjacke ja schon des öfteren geäußert und jetzt habe ich ihn dir erfüllt."

Ich denke für mich: ‚Der wird sich noch wundern, wenn ich ihn erst mal in meinem festen Griff habe!'

Er sagt zu Bea: "Bitte leg sie mir an!" doch sie antwortet: "Nein, du musst bis zum Wochenende warten, denn ich werde dich am Freitagabend einpacken und dich bis Sonntagabend in der Jacke lassen und dafür muss ich noch etwas besorgen."

Und wieder umarmen und küssen sich die beiden. Sie gehen gemeinsam ins Schlafzimmer.

Ich?

Ich liege unbeachtet und unscheinbar auf dem Tisch. Langsam wird es dunkel im Zimmer und ich denke: ‚Wann komme ich dazu meinen eigentlichen Zweck zu erfüllen?'

 

Teil 2

Die Nacht ist vorbei, es wird wieder heller im Zimmer.

Ich liege immer noch auf dem Tisch als die beiden wieder aus dem Schlafzimmer kommen. Sie machen eher einen müden als einen ausgeruhten Eindruck.

Sie geht ins Bad und er bereitet Frühstück. Als sie aus dem Bad kommt hat er alles vorbereitet und sie sitzen am Tisch und frühstücken. Ich liege immer noch am anderen Tischende, so wie er mich gestern abend hingelegt hat.

Als sie fertig sind zieht Bea ihre Jacke an und nimmt ihre Tasche um zur Arbeit zu gehen. Als sie zur Tür geht ruft sie ihm zu: "Heute ist Freitag und heute abend bist du fällig!"

Er hat anscheinend noch etwas Zeit, denn er räumt langsam den Tisch ab und geht dann ins Bad.

Als er wieder zurückkommt nimmt er mich hoch und betrachtet mich von allen Seiten. Dabei sieht er die Verstärkungen an manchen Stellen, die doppelten Nähte, die Nieten mit denen die Riemen und Schnallen befestigt sind die Ösen für die Schnürung.

Er legt mich - mit der Außenseite nach unten und weit geöffnet - auf den Tisch und führt seine Arme in die Ärmel. Dabei spreizt er seine Arme und zieht mich so hoch auf seine Schultern. Er greift mit seinen Armen hinter sich um mich enger zusammenzuziehen. Doch dabei merkt er dass er mit den geschlossenen Ärmeln nicht greifen kann. Er nimmt seine Arme wieder nach vorne, überkreuzt sie und führt die Hände nach hinten, also genauso wie ich ihn halten werde. Doch dabei rutsche ich von seinen Schultern und hänge nur in seinen Armen.

Er merkt wohl, dass er mich nicht alleine anlegen kann und schlüpft aus mir heraus.

Er legt mich auf den Tisch und seufzt: "Wenn ich nur jetzt schon in diese Jacke gepackt würde!"

Doch dann zieht er sich an um zur Arbeit zu gehen. Doch zuerst nimmt er noch meinen Karton um den restlichen Inhalt herauszunehmen: 9 (Neun!) kleine Vorhängeschlösser mit den dazugehörigen Schlüsseln (2 Stück pro Schloss), nummeriert um Verwechselungen auszuschließen, eine Gebrauchsanweisung aus der eigentlich nur hervorgeht dass man einen ‚verpackten' Menschen nicht alleine lassen soll und eine Kopfmaske mit aufpumpbaren Knebel.

Er will gerade die Maske näher betrachten als es an der Tür klingelt; das ist wohl sein Kollege der ihn abholt. Er schaut noch mal in den Karton um sicherzustellen dass er leer ist, dann zieht er seine Jacke an, nimmt seine Tasche und den Karton und geht zur Tür hinaus.

Ich liege auf dem Tisch neben der Maske und den Schlössern und warte. Nur am Stand der Sonne und an den wandernden Schatten merke ich wie die Zeit vergeht...

 

Teil 3

Plötzlich ein Geräusch. Es ist der Wohnungsschlüssel. Herein kommt Bea; doch was hat sie da in der großen Tüte? Ich werde es schon noch erfahren. Sie zieht ihre Jacke aus und kommt auf mich zu. Sie nimmt mich in die Hände und betrachtet mich von allen Seiten.

Auch sie kann sich der Faszination nicht entziehen und schlüpft mit ihren Armen in mich hinein. Auch sie will die Arme überkreuzen und auch bei ihr rutsche ich von ihren Schultern.

Sie nimmt die Gebrauchsanweisung und liest sie langsam durch; dabei höre ich sie murmeln: "Also zuerst dem Opfer anlegen und dann die Schnürung einfädeln..."

Da ist erneut ein Schlüssel in der Wohnungstür. Andreas kommt. Sie begrüßen sich, umarmen und küssen sich.

Bea sagt zu Andreas: "Bevor ich dich einpacke noch ein paar Vorbereitungen: Dusch dich, geh auf die Toilette dann komm ins Schlafzimmer. Du brauchst nichts anzuziehen."

Er geht und kurz darauf hört man die Dusche. Nach wenigen Minuten kommt er zurück.

Nackt.

Da ist auch wieder die große Tüte, die Bea mitgebracht hat. Sie greift hinein und holt ein kleines Päckchen heraus. Sie gibt es Andreas und als er es auseinander faltet sieht man auch was es ist: Eine Windelhose für Erwachsene in Slipform. Er schaut sie an und sagt: "Das brauche ich doch nicht!"

"Doch das brauchst du" sagt sie und weiter "Ich habe dir doch gesagt dass ich dich jetzt einpacke und dich für die nächsten 50 Stunden in der Jacke eingepackt lasse. Wie willst du denn wenn du in der Jacke verpackt bist aufs Klo gehen?"

Andreas sagt: "Du brauchst mich ja nicht gleich solange eingepackt lassen."

"Ich habe dir gesagt dass ich dich solange in der Jacke lassen werde und das mache ich auch. Außerdem sind 50 Stunden nicht lange. Du hast doch den Roman ‚Die Zwangsjacke' von Jack London gelesen und du weißt dass das Opfer dort 10 Tage lang also 240 Stunden in die Jacke gepackt war, also stelle dich nicht so an. Außerdem ist die Windel eine reine Vorsichtsmaßnahme."

Nun ist er bereit und schlüpft in das Windelhöschen. Als Bea dann mit der Knebelmaske auf ihn zukommt sagt er: "Das ist doch nicht notwendig!"

"Doch!" sagt sie "und außerdem möchte ich nicht dass du auf die Uhr sehen oder mich anbetteln kannst damit ich dich befreie. Ich werde die Wohnung nicht verlassen, aber ich möchte dass du von der Umwelt abgeschirmt bist." Dabei greift sie wieder in die Tüte und holt eine kleine Dose heraus.

Es sind kleine Pfropfen für die Ohren. Sie gibt ihm zwei und bevor er sie einführt sagt sie: "Du sollst schließlich nicht durch Geräusche gestört werden. Die Maske ist zwar über den Ohren verstärkt um Geräusche zu dämpfen aber besser ist besser!"

Er führt die Stopfen ein und ihre Stimme wird leiser. Er kann sie nicht hören, deswegen wiederholt sie nach einmal etwas lauter: "Jetzt die Maske. Mach den Mund auf!" Er tut es und sie schiebt den Knebel in seinen Mund. Der Knebel ist hohl, so dass der Atem nicht behindert wird. Dann zieht sie die Maske über seinen Kopf. Zwei kleine Schlauchstutzen gehen in seine Nasenlöcher um seine Atmung zu erleichtern. Über den Augen sind kleine Polster angebracht um sicherzustellen dass er nichts sieht.

Jetzt geht sie hinter ihn und beginnt die Maske zu verschnüren. Sie zieht mehrmals fest und am Schluss macht sie einen Knoten. Dann führt sie seine rechte Hand zu dem kleinen Ball der den Knebel aufpumpt. Langsam drückt er ihn zusammen und der Knebel in seinem Mund schwillt an. Er versucht den Mund weiter zu öffnen, damit der Knebel auch in seine Backentaschen gehen kann, aber die Maske ist so eng, dass er den Mund nicht weit genug öffnen kann.

Schon lässt er den Ball wieder los. Bea murmelt vor sich hin: "Das kannst ja wohl nicht gewesen sein - wenn er eingepackt ist..."

Er steht nun vor ihr: Blind, taub, geknebelt und orientierungslos. Sie geht ins Wohnzimmer und holt die Jacke...

 

Teil 4

Sie nimmt mich vom Tisch und ich hänge auf ihrem Arm.

Im Schlafzimmer steht Andreas in Windeln und mit Maske versehen und wartet.

Sie nimmt einen seiner Arme und streckt ihn nach vorne. Er begreift und streckt seine Arme aus. Sie hält mich mit der offenen Rückseite zu ihm und zieht mich hoch auf seine Schultern.

Er lässt die Arme wieder herabsinken, sie nimmt den Schnürriemen und beginnt die Verschnürung einzufädeln. Dabei stellt sie erfreut fest, dass die Schnürung der Maske unter der Jacke liegt.

Einmal oben quer und dann abwechselnd links und rechts führt sie den Riemen durch die Ösen. Insgesamt 30 Ösen sind es...

Sie hat beim Maßnehmen für die Jacke sehr gut aufgepasst, denn der Raum zwischen den Ösen ist über den ganzen Rücken hinunter ziemlich gleichmäßig und etwa 10 Zentimeter breit.

Dann beginnt sie langsam mit der Schnürung: Zuerst zwischen den oberen und den zweiten Ösen zieht sie den Schnürriemen zusammen und dann weiter zwischen den zweiten und den dritten und so weiter bis sie am unteren Ende ist. Jetzt sind die Ösen nur noch 7 Zentimeter auseinander.

Der zweite Durchgang: Und wieder von oben nach unten zieht sie die Schnürung fest. Am Ende ist der Spalt wieder enger geworden, aber dafür auch ungleichmäßiger; oben über dem Brustkorb ist er am breitesten, wird dann über dem Bauch schmaler und über den Beckenknochen wieder breiter.

Nach dem dritten Durchgang ist der Spalt oben noch 4 Zentimeter, über dem Bauch noch 2 Zentimeter und auf den Beckenknochen noch 3 Zentimeter.

Sie sagt laut zu Andreas: "Tief einatmen und ausatmen und wenn ich es sage alle Luft aus der Lunge blasen und den Bauch einziehen!"

Er atmet tief und kräftig während sie sich am oberen Ende der Schnürung zu schaffen macht. Als sie bei dem dritten Ösenpaar ist sagt sie zu ihm: "Jetzt alle Luft aus der Lunge blasen!" und schnürt schnell und kräftig weiter. Als sie am unteren Ende der Rippen angekommen ist sagt sie: "Weiteratmen und kräftig den Bauch einziehen!" Und wieder schnürt sie schnell und kräftig weiter bis sie über den Beckenknochen ist.

Andreas atmet jetzt etwas schwerer, aber die Rückenschnürung ist oben noch 2 Zentimeter auseinander, über dem Bauch ist es noch ein Zentimeter und über den Beckenknochen sind es noch 2 Zentimeter. Sie macht eine Schleife und zieht sie nochmals fest zusammen. Dann macht sie den abschließenden Knoten.

Auch Bea stöhnt jetzt etwas, denn es war ganz schön anstrengend, aber das schwierigste ist geschafft.

Jetzt nimmt sie den oberen Riemen, führt ihn durch die dazugehörige Öse und steckt den Dorn durch das Loch im Riemen. Genauso verfährt sie mit den anderen Riemen auf dem Rücken.

Jetzt holt sie im Wohnzimmer die Schlösser, öffnet sie alle und nimmt die ersten fünf Schlösser um die Riemen zu sichern. Dazu führt sie den Schlossbügel durch die Löcher im Dorn und drückt sie zu. Dadurch kann der Riemen nicht mehr vom Dorn gezogen werden und die Jacke ist damit verschlossen.

Nun greift sie von hinten durch seine Beine und zieht die Schrittriemen nach hinten. Zuerst den einen, dann den anderen zieht sie die Riemen durch die Ösen und auf den Dorn. Sie zieht sie fest und sagt zu Andreas: "Streck dich einmal in die Länge und las dich wieder zusammenfallen. Dann zieht sie noch einmal an den Riemen und kann sie noch ein Loch enger ziehen. Jetzt werden auch diese mit den Schlössern Nummer 6 und 7 gesichert.

Nun geht sie um Andreas herum und als sie vor ihm steht führt sie die Arme auf der Brust überkreuz und durch die Schlaufen auf der Seite der Jacke. Jetzt geht sie wieder nach hinten und führt den Riemen des einen Ärmels durch die Schnalle am Ende des anderen Ärmels. Sie zieht sie fest zusammen und schließt die Schnalle. Jetzt geht sie wieder nach vorne und drückt mit beiden Armen die Ellenbogen von Andreas zusammen. Und wieder steht sie hinter ihm und zieht mit aller Kraft an dem Riemen. Dieser lässt sich jetzt sogar noch 2 Löcher enger ziehen. Nachdem sie die Schnalle geschlossen hat kommt Schloss Nummer 8 zu seinem Einsatz.

Jetzt ist nur noch ein Schloss übrig: An der Vorderseite ist in der Mitte der Jacke noch ein Riemen; diesen zieht sie nun fest und bringt das letzte Schloss an.

Andreas ist nun fest eingepackt oder man könnte auch sagen ‚zwangsgejackt'.

Sie führt ihn zum Bett und legt ihn darauf, so dass er auf dem Rücken liegt. Nun nimmt sie zwei Riemen aus ihrer Tüte und geht zum Bett. Einen Riemen führt sie am rechten Bettrand zwischen Matratze und Bettlade nach unten und außen wieder hoch. Dann weiter unter seinem rechten Arm hindurch und zurück zur Bettlade. Dort schließt sie den Riemen und macht auf der anderen Seite dasselbe.

"Damit du mir nicht aus dem Bett fällst" sagt sie zu Andreas und greift nach dem Ball des Knebels. Sie gibt ihm einen kräftigen Druck und Andreas sagt: "Nnnngghh!!!" Noch zwei weitere Pumpbewegungen und Andreas ist still. Sie sagt zu ihm: "In fünfzig Stunden werde ich dich wieder befreien. Bleib brav bis dahin!" Dann geht sie aus dem Schlafzimmer und lässt die Tür einen Spalt offen....

 

Teil 5

Nun ist es so weit! Ich habe ihn fest und unbarmherzig in meinem Griff! Er wird sich wundern, wie 50 Stunden in meinem eisernen Griff einen Menschen verändern.

Doch nun zu Andreas:

Da liegt er nun; unfähig seine Arme zu bewegen, unfähig seinen Kopf zu bewegen, unfähig seinen Oberkörper zu bewegen. Nun seine Beine kann er noch nutzen. Doch wozu kann er sie nutzen? Die Riemen zwischen Bettlade und Oberarmen verhindern zuverlässig dass er sich aufrichten kann. Also was nützen ihm seine Beine?

Er versucht die Arme etwas zu bewegen, aber er hat kaum Spiel in der engen Jacke. Bea hat ihn sehr gut eingeschnürt. Er drückt mit der Zunge gegen den Knebel, doch der gibt kein bisschen nach. Er versucht durch die Nase zu atmen - durch die kleinen Schlauchstutzen ist seine Nase eher noch freier als sonst. Er versucht die Augen zu öffnen, doch die Polster der Ledermaske drücken auf seine Augenlider und deswegen kann er sie nicht öffnen. Er hält die Luft an und lauscht auf irgendwelche Geräusche, aber das einzige was er hört ist sein Herzschlag.

Er überlegt welche Möglichkeiten es gibt aus der Zwangsjacke zu entkommen:

Die Arme irgendwie aus den Ärmeln heraus zum Oberkörper zu bringen kann er vergessen - die Jacke ist viel zu eng und außerdem kann er ja noch nicht mal die Schultern zurückziehen. Die zweite Möglichkeit, die Arme über den Kopf zu ziehen geht auch nicht, denn die Ärmel gehen sowohl vorne als auch an den Seiten durch die Schlaufen; selbst wenn Bea ihn nicht so eng zusammengeschnürt hätte ging es nicht. Die dritte Möglichkeit, die ganze Jacke über den Kopf - wie denn mit nicht nur einem sondern sogar zwei Schrittriemen.

Er weiß, dass er keine Möglichkeiten hat.

Mit versucht sich durch alle möglichen Bewegungen zumindest ein bisschen mehr Spielraum zu verschaffen, doch er erreicht nur eines damit: Ihm wird warm und er fängt an zu schwitzen.

Er beruhigt sich wieder und die Vernunft kommt zu Tage. Er kann nicht ohne Hilfe aus der Jacke raus, also bleibt ihm nur eines:

Warten!

Warten bis Bea ihn wieder befreit.

Doch Bea hat gesagt: Fünfzig Stunden. Fünfzig! FÜNFZIG!!!

Er weiß, dass sie ihn nicht alleine lässt.

Wenn er sich nur bemerkbar machen könnte!

Er versucht es.

Doch die wenigen Geräusche die er machen kann hört er nicht einmal selber. Er versucht mit den Füßen an das Brett am Bettende zu treten, doch er kann es nicht erreichen.

Er versucht sich aufzubäumen, doch die Gurte halten ihn zurück. Er zieht und zerrt, doch er gewinnt nicht das kleinste Stückchen Spielraum. Im Gegenteil, er hat den Eindruck als würde er sich wie in einem Netz nur immer weiter einwickeln.

Was er aber nicht weiß:

Bea steht in der Tür und sieht nach ihm. Und was macht Bea?

Bea lächelt.

 

Teil 6

Hallo, da bin ich wieder. Andreas hat seinen ersten Wutanfall in meinem festen Griff überstanden. Er hat sogar ein klein wenig Spielraum gewonnen: Durch seine Anstrengungen hat sich das Leder aus dem ich gefertigt bin etwas gedehnt. Doch sobald er sich beruhigt hat wird sich das Leder auch wieder zusammenziehen...

Bea hat ihn bei seinem Wutanfall beobachtet. Sie wollte erst zu ihm gehen und ihn beruhigen, doch dann dachte sie: Er wollte in diese Jacke und jetzt wird er erleben was es bedeutet WIRKLICH eingeschnürt zu sein. Jetzt merkt sie dass es ganz ruhig geworden ist und geht zurück ins Wohnzimmer. Sie sieht auf die Uhr: Er ist noch keine Stunde in der Jacke und hat noch mehr als 49 (Neunundvierzig!) vor sich.

Sie hat den Fernseher angemacht, aber ihn ziemlich leise gestellt denn er soll ja nichts davon hören...

Andreas ist ganz ruhig. Zum x-ten Mal überlegt er seine Möglichkeiten und wieder kommt er zur selben Erkenntnis: Er hat keine Möglichkeiten sich zu befreien.

Sein Herzschlag wird ruhiger, seine Durchblutung langsamer. Gaanz langsam fängt sein rechter Arm an kalt zu werden. Gaaanz langsam spürt er wie der Arm anfängt zu kribbeln.

Er versucht seine Position zu verändern, doch das Kribbeln nimmt zu. Er öffnet und schließt seine Hände (soweit die engen Ärmel der Jacke das zulassen), er bewegt seine Schultern.

Das Kribbeln wird weniger und langsam verschwindet es.

Er fängt an zu grübeln: Wie viele Stunden habe ich schon hinter mir? Wie viele Stunden stehen mir noch bevor?

Er weiß es nicht.

Vor Wut (warum habe ich mich so einschnüren lassen?) und Enttäuschung (Warum befreit Bea mich nicht endlich?) fängt er an zu weinen...

Irgendwann schlummert er ein.

Er kommt langsam zu sich und versucht sich umzudrehen. Seine Schultermuskulatur ist steinhart und verkrampft sich. Er hat das Gefühl als würde ihn jemand an den Schultern auseinanderreißen. Er versucht seine Arme auseinander zuziehen und spannt seine Muskeln in den Armen.

Langsam weicht der Krampf und er entspannt sich wieder.

Wenn er nur wüsste wie lange er schon in dieser Jacke steckt - dann hätte er wenigstens ein Ziel vor Augen. Doch er weiß es nicht.

Er weiß auch nicht wie er es in irgendeiner Form erfahren könnte...

 

Teil 7

Andreas hat immer gedacht, dass so eine Zwangsjacke wie ich es bin nur einfach eine Jacke ist. Doch die Ausdauer, mit der ich ihn in seiner Position festhalte wird ihn noch eines besseren belehren...

Nun - wie nicht anders zu erwarten - Andreas liegt immer noch auf seinem Bett, immer noch in der Zwangsjacke.

Mittlerweile hat er so eine Art Zeitmaß gefunden: Sein eigener Körper; vielmehr seine Blase. Mittlerweile spürt er einen gewissen Druck.

Er würde gerne auf die Toilette gehen und verrichten was es zu verrichten gibt. Doch er kann nicht. Es ist ein ziemlich unangenehmes Gefühl nicht zu können...

Der Druck wird immer schlimmer und er überlegt was er tun kann. Es gibt nichts was er tun kann.

Es fällt ihm wieder ein, dass er eine dicke Windelhose trägt, doch er kann doch nicht wie ein Kleinkind in die Windel machen.

Der Druck wird sehr schlimm und er weiß: Er kann es.

Und nicht nur das: Er muss es.

Bald.

Er hat es getan: Er hat wie ein Kleinkind in die Windeln gemacht.

Er schämt sich. Sehr.

Er ist nicht mehr als ein Baby. Unfähig sich sauber zu halten. Er weint.

Er schläft ein...

Er schreckt zusammen, denn wieder hat er den Krampf in den Schultern. Das letzte Mal hat er ihn durch Bewegungen in den Händen und den Schultern und durch Anspannen seiner Muskeln beherrschen können und er versucht es wieder. Und wieder gelingt es ihm, doch er bezahlt seinen Preis: Wieder macht er sich in die Hose.

Und diesmal hat das nasse Gefühl noch etwas anderes ausgelöst. Sein Mund ist schon seit Stunden trocken, dank des Knebels. Der trockene Mund stört ihn nicht mal. Doch die Trockenheit weitet sich auf seinen Rachen aus.

Nach seinem Gefühl hat er schon seit Stunden keinen Speichel mehr. Ein trockenes Würgen ertönt.

Bea hat es gehört und sieht nach ihm: Er liegt still, nur ein leises Röcheln ist zu hören. Bea wartet und das Röcheln hört auf. Sie geht zurück in das Wohnzimmer und schaut auf die Uhr: Er hat noch nicht einmal die Hälfte hinter sich.

Und Andreas? Andreas ist eingeschlafen.

 

Teil 8

Zum Glück hat eine Zwangsjacke keine Nase. Denn allmählich riecht er etwas unangenehm. Und wenn ich eine Nase hätte, mit was soll ich sie mir zuhalten...

Als Andreas wieder wach wird ist er froh, dass er dieses Mal keine Krämpfe hat. Aber dafür hat er etwas anderes: Durst. Eigentlich ist es kein richtiger Durst; es ist eher das Gefühl ausgetrocknet zu sein. Er will schlucken, doch sein ganzer Rachen ist staubtrocken. Er will husten, doch das geht nicht.

Ganz langsam setzt doch der Speichelfluss ein. Aus dem trockenen, gequälten Husten wird ein ganz normales Husten. Auch sein Mund wird wieder nass und er sammelt den Speichel, er genießt es wieder schlucken zu können.

Bei einem letzten kurzen Husten spürt er wie wieder etwas Urin in seine Windel läuft. Und er spürt auch noch etwas anderes: Im Po beginnt es zu drücken; er müsste dringend auf die Toilette. Er kneift den Hintern zusammen, doch er weiß dass es nur eine Frage der Zeit ist, bevor er sich auch dort beschmutzt.

Er hält es eine ganze Weile aus und dann passiert es doch. Nun ist seine Windel richtig voll!

Wieder beginnt er zu weinen, doch diesmal ist es ein trockenes Schluchzen.

Als Bea es hört öffnet sie die Tür etwas weiter und sieht nach ihm. Sie riecht auch was passiert ist und schaut auf ihre Uhr: Er hat seine 50 Stunden in der Jacke fast hinter sich.

Sie beschließt ihn trotz allem die restliche Zeit eingeschnürt zu lassen.

Andreas hat sich beruhigt und ist eingeschlafen und Bea zieht sich wieder ins Wohnzimmer zurück.

Zwei oder drei Stunden später wird Andreas wieder wach und überlegt wie lange er wohl schon in seine Zwangsjacke eingeschnürt ist: Mehrmals in die Windel gepinkelt, einmal groß gemacht...

Doch das hilft ihm nicht viel weiter, denn er weiß dass er mehrmals eingeschlafen war.

 

Teil 9

Endlich!

Endlich spürt Andreas eine Bewegung. Er spürt dass irgendjemand die Riemen, die seine Oberarme ans Bett fesseln öffnet. Er möchte sich gerne aufrichten, doch seine Muskeln sind hart und verkrampft. Bea hilft ihm und dreht ihn zur Seite, do dass er auf der Bettkante sitzt.

Er sieht nichts und versucht erst gar nicht etwas zu sagen, denn sein Mund und Rachen sind ausgetrocknet und rau wie Schmirgelpapier. Er spürt dass Bea hinter ihm ist und an der Schnürung der Maske nestelt. Sie hat die Schnürung aus der Zwangsjacke heraus und öffnet sie.

Jetzt, da der Zug auf seinen Wangen weg ist, hat er das Gefühl als würde ihm der immer noch prall aufgeblasene Knebel die Wangen zerreißen. Bea greift zum Ventil und lässt langsam die Luft aus dem Knebel. Als der Knebel schrumpft versucht Andres ihn aus dem Mund zu drücken, doch noch geht es nicht.

Kurz darauf ist der Knebel in sich zusammengefallen und fällt einfach heraus. Andreas versucht den Mund zu schließen, doch nach 50 Stunden ist seine Kiefermuskulatur so verkrampft dass es nicht geht. Bea holt ein Glas Wasser und hilft ihm den Mund auszuspülen.

Andreas will etwas sagen, aber es ist nur unverständliches Gemurmel.

Bea sagt zu ihm: "Lass dich zurück aufs Bett fallen und dann drehe ich dich auf den Bauch um dich zu befreien!"

Er tut es und nach einem kurzen Augenblick liegt er auf dem Bauch. Er spürt wie Bea hinter ihm hantiert und hört wie die Schlösser geöffnet werden. Bea legt Schloss für Schloss auf den Nachttisch und als sie alle Schlösser abgenommen hat öffnet sie den Riemen, der seine Arme zusammengezogen hat. Seine Hände fallen mit dem Handrücken nach unten auf das Bett.

Dann öffnet sie die anderen Riemen und zieht sie den Knoten der Schnürung auf. Zuerst lockert sie die Schnürung und dann zieht sie den Schnürriemen aus den Ösen. Nun dreht sie Andreas zuerst auf die rechte Seite um seinen linken Arm unter dem Bauch heraus zu bekommen, danach auf die linke Seite für den rechten Arm.

Nun liegt er auf dem Bauch, die Arme immer noch in den Ärmeln der Jacke, aber lose rechts und links neben seinem Körper.

Er macht seinen nächsten Sprechversuch: "...asser!" und Bea sagt zu ihm: "Ja gleich", doch zuerst massiert sie seine Schultern ein wenig und dreht ihn auf den Rücken.

Jetzt kann sie die Zwangsjacke von seinen Armen ziehen, sie lässt sie einfach auf den Boden fallen.

Nun zieht sie seinen Oberkörper hoch und hält ihm ein Glas Wasser an die Lippen. Doch er kann nicht trinken - sein Mund ist so verkrampft dass ihm den Grossteil des Wassers über die Brust läuft.

Beim zweiten Versuch klappt es schon besser; er kann ein wenig trinken.

Jetzt ist Bea wieder hinter ihm um erneut seine Schultern und Arme zu massieren, dabei sagt sie zu ihm: "Die Windel war wohl mehr als notwendig, denn du riechst wie ein Schwein!"

Andreas will etwas sagen, doch Bea kommt ihm zuvor: "Ruh dich erst noch ein wenig aus und versuche die Schultern und Arme zu bewegen, dann kannst du immer noch ins Bad gehen." Er lässt sich wieder aufs Bett sinken und versucht seine Arme zu heben, dabei spürt er wie verkrampft seine Schultern und Arme sind.

Bea sagt: "Ich geh mal in die Küche und mach uns eine Kleinigkeit zu essen. Wenn du im Bad warst kannst du einfach nachkommen."

Andreas nickt nur und atmet ein paar Mal tief durch.

Nach kurzer Zeit fühlt er sich soweit erholt, dass er ins Bad gehen und sich frisch machen kann. Er kommt - nur mit einer Unterhose bekleidet - zurück ins Schlafzimmer und zieht seinen Jogginganzug an.

Dabei sieht er die Zwangsjacke neben dem Bett auf dem Boden liegen. Während er sie aufhebt sagt er zu sich selbst: ‚Ich hätte nicht gedacht dass es so grausam sein kann wenn man solange darin gefesselt ist!'

Er legt die Jacke auf das Bett und geht in die Küche zu Bea.

Teil 10

Bea hat in der Zwischenzeit ein paar Schnittchen gemacht und als Andreas die Küche betritt fragt sie ihn: "Na, geht es dir wieder besser?"

Andreas sagt nur kurz "Ja" und macht sich über die belegten Brote her. Als er gesättigt ist fragt ihn Bea: "Wie hast du die zeit in der Zwangsjacke empfunden, blind und taub und unfähig aufzustehen?"

Andreas antwortet: "Das kann man nicht beschreiben, das muss man erlebt haben!" und lächelt geheimnisvoll.

Bea bohrt weiter: "Ein wenig könntest du schon erzählen!" und schaut ihn fragend an.

Er antwortet: "Auf der einen Seite ist es eine Tortur, schon nach kurzer Zeit schmerzen die Schultern weil kaum eine Bewegung möglich ist. Auf der anderen Seite ist es herrlich - absolut hilflos, absolut ausgeliefert und unmöglich sich selbst zu befreien."

Beas Gesichtsausdruck ist teils nachdenklich, teils neugierig als sie sagt: "Ich möchte diese Erfahrung ebenfalls machen. würdest du mich einmal in deine Zwangsjacke einpacken?" und Andreas antwortet: "Nein".

Als Bea ihn nun fragend ansieht sagt er nur: "Das wäre nicht dasselbe, denn die Jacke ist viel zu groß für dich. Aber ich mache dir einen Vorschlag: Wir kaufen auch eine Jacke für dich und dann werde ich dich einschnüren, dann hast du dieselbe Erfahrung wie ich."

Bea ist erfreut und sagt zu ihm. "Aber die Knebelmaske kann ich ja schon vorher ausprobieren?" doch Andreas lehnt ab und sagt: "Die Knebelmaske wirkt erst richtig wenn man keine Möglichkeit hat sie selbst abzunehmen, deswegen musst du warten bis wir auch für dich eine Zwangsjacke haben".

Die Beiden haben ihre Mahlzeit beendet und gehen zusammen ins Schlafzimmer. Als Bea die Zwangsjacke auf dem Bett sieht sagt sie zu Andreas "Soll ich dich wieder einschnüren?", doch Andreas sagt zu ihr: "Nein, heute nacht will ich die Hände frei haben!"

Sie legt die Zwangsjacke auf einen Stuhl neben dem Schrank, dann zieht sie sich aus und schlüpft unter die Bettdecke. Auch Andreas legt seine Kleidung ab und schlüpft ins Bett.

Ob Andres von seiner 50-Stunden-Zwangsjacken-Kur so müde ist dass er gleich einschläft oder ob die beiden im Bett etwas anderes machen... das bleibt wohl der Phantasie des Lesers vorbehalten!

ENDE